167: Wie du dich weniger überfordert fühlst
Wieso es allein schwerer funktioniert
Überforderung fühlt sich anstrengend an. Überforderung führt zu Stress. Wir wollen das nicht fühlen. Aber: Überforderung ist auch „nur“ ein Gefühl. Da ich zutiefst davon überzeugt bin, dass alle Gefühle berechtigt sind, teile ich sie in angenehme und unangenehme ein und widerstehe dem Wunsch, sie nicht fühlen zu wollen.
In dieser Podcastfolge teile ich meine Gedanken und sechs Schritte mit Dir, was Du tun kannst, damit Du Dich weniger überfordert fühlst. Damit sorgst du für Dich, für angenehmere Gefühle und vor allem dafür, dass Du nicht krank wirst, weil Du ständig gestresst und genervt bist. Ich wünsche Dir ganz viel Freude und spannende Erkenntnisse damit.
Alle Gefühle wollen gefühlt werden
Gefühle, die uns stressen oder ängstigen, wollen wir am liebsten weghaben. Aber das geht nicht. Anstatt sie in „erwünscht und unerwünscht“ zu unterteilen, unterscheide ich zwischen angenehmen und unangenehmen Gefühlen. Und mit den unangenehmen beschäftige ich mich genauso bewusst, wie ich die angenehmen zelebriere.
Da ich mich mit beiden Gefühlskategorien immer wieder auseinandersetze, erkenne ich die unterschiedlichen Gefühle meistens in einer Phase, in der ich die unangenehmen noch gut verarbeiten kann. Das hat den großen Vorteil, dass ich mich nicht mit dem Gefühl identifiziere.
Vielleicht kennst Du diese Momente, wo sich der Gedanke einschleicht: Ich bin > dieses Gefühl< (Wut, Ärger, Überforderung, Neid). Bei den angenehmen Gefühlen fällt das nicht so ins Gewicht, kann aber auch kippen. Ich sag ja immer: Nach müde kommt doof.
Überforderung ist auch nur ein Gefühl
Also: Wenn wir das Gefühl der Überforderung nicht loswerden können, brauchen wir Wege, damit zu leben. Es ist völlig normal, dass wir uns in verschiedenen Situationen überfordert fühlen. Selbst Menschen, die in ihrer Persönlichkeitsentwicklung weit fortgeschritten und achtsam mit ihren Gefühlen sind, erleben Überforderung.
Und das ist ganz verständlich: Wenn wir wachsen, neue Ziele erreichen wollen, unsere Komfortzone verlassen oder eine neue Gewohnheiten etablieren, bewegen wir uns auf dem schmalen Grat zwischen fordern und überfordern.
Hier setzt das Gefühl der Überforderung ein:
- Es sind zu viele neue Eindrücke.
- Es geht zu schnell.
- Wachstum ist anstrengend.
Je nachdem, wie Dein Allgemeinzustand ist und auf welche Ressourcen Du zugreifen kannst, erlebst Du dieselbe Situation als fordernd oder eben überfordernd.
Das Gefühl der Überforderung ist also auch ein wichtiger Signalgeber zu überprüfen, ob Du gerade gut auf Dich achtest.
Überforderung als Schutzmechanismus
Ich sehe viele Menschen, die sich zwar überfordert fühlen, aber trotzdem im selben Tempo weitermachen. Sie nehmen die warnenden Gedanken zwar wahr, handeln aber nicht. Die Symptome für Überforderung sind vielfältig:
- Es ist alles zu viel.
- Du kannst nachts nicht mehr schlafen.
- Deine Essgewohnheiten verändern sich – Du isst kaum noch etwas oder maßlos.
- Du hast Kopf- oder Nackenschmerzen.
Überforderung ist demnach ein Gefühl, dass uns anzeigt, dass wir unsere Grenzen überschreiten. Warum machen wir an diesem Punkt weiter? Oft stecken Glaubenssätze dahinter oder wir befinden uns in einem Wertekonflikt, beispielsweise dem Gefühl, alles zu Ende bringen zu müssen. Oder der Angst, etwas zu verpassen.
Glaubenssätze oder Ängste lassen uns die eigenen Grenzen vergessen
Letzteres erlebe ich gerade in dem Onlinekurs Fastenzeit mal anders, den ich mit meiner lieben Kollegin Simone Abelmann anleite. Fast 400 Menschen sind in dieser Gruppe und lenken ihren Fokus auf die Fülle in ihrem Leben. Es kommen hunderte Beiträge und Kommentare pro Tag zusammen – da kommen auch Ängste bei den TeilnehmerInnen hoch:
- Die Angst, etwas zu verpassen.
- Die Angst, nicht dazu zu gehören.
- Die Angst, nicht geliebt oder gemocht zu werden.
Diese Ängste sind größer als der Schmerz, der durch das Gefühl der Überforderung ausgelöst wird. Je größer das Gefühl der Überforderung wird und je länger Du es ignorierst, desto lauter spricht Dein Körper zu Dir. Es ist ein gefährlicher Kreislauf – und Du hast die Verantwortung, ihn zu unterbrechen.
6 Dinge, die Du tun kannst, um Dich weniger überfordert zu fühlen
Übe Dich in Selbstfürsorge
Stopp! Wenn Du Überforderung spürst, drücke auf Stopp. Mach eine Pause. Für mich beginnt Selbstfürsorge damit, dass ich in mich hinein spüre und mich frage:
- Wie geht es mir gerade?
- Sorge ich gerade so für mich, wie ich es verdient habe?
Und was immer Deine innere Stimme Dir zuflüstert, handle danach. Geh wenigstens für 5 Minuten raus und atme ganz bewusst ein und aus. Mach einen Spaziergang oder trink ganz achtsam eine Tasse Tee. Geh am Abend in die Badewanne oder lies in einem Buch. Gönn Dir Zeit, in der Du gar nichts machst.
„Sobald Du die Aufmerksamkeit von der überfordernden Situation abziehst, lenkst Du Deinen Fokus auf etwas anderes und kannst Dich entspannen.“
Du musst nicht immer Mary Poppins sein
Nimm Dich liebevoll an, so wie Du bist. Es ist völlig normal, nicht immer hundert Prozent zu geben. Es gibt immer Gründe, warum es zu dem Gefühl der Überforderung oder einfach schlechter Laune kommt. Lass es zu.
Sicher kennst Du diese negative Gedankenspirale: Alle anderen schaffen das. Nur ich krieg das nicht geregelt. Alle bekommen das trotz Pandemie hin und haben Kinder oder sind alleinerziehend. All diese Gedanken bringen Dich nicht weiter. Sie treiben Dich noch tiefer in die Selbstüberforderung.
Hier hilft ein ganz kleiner Kniff: Überlege Dir, wie Du mit einem Menschen sprechen würdest, der Dir Deine Situation schildert. Hackst Du auf ihm rum oder bist Du liebevoll und wertschätzend mit dieser Person. Sagst etwa: Hey, es ist ok. Mach doch mal eine Pause.
Höre auf Deine Gefühle und Deine Körpersignale
Unsere Bedürfnisse und Gefühle drücken sich fast immer in körperlichen Signalen aus. Wenn Du über einen langen Zeitraum Schmerzen hast, für die es keinen ärztlichen Befund gibt, darfst Du mal überprüfen, ob Du Dich mit irgendetwas überforderst.
Hör mal auf die Sätze, die Du sprichst oder denkst:
- Ich kann’s nicht mehr ertragen.
- Ich zerbreche mir den Kopf.
- Das ist mir alles zu viel.
- Ich kann es nicht mehr sehen.
Dein Körper ist Dein größter Ratgeber, Dein wertvollster Schatz. Oft bemerken wir uns viel zu spät, dass wir uns nicht gut behandeln. Nicht gut auf uns achten. Hör auf Dein Herz.
Habe eine To-do-Liste und eine Not-to-do-Liste
Ich bin ein Fan von der Löffelliste. Ich mag Wochenpläne. Auf der einen Seite bin ich ein sehr strukturierter Mensch, ich liebe Strategien … obwohl ich andererseits sehr kreativ bin mit gelegentlichem Hang zum Chaos.
Mittlerweile habe ich gelernt, diese Unterschiede gut in mir und in meinem Leben zu vereinbaren. Kreativität braucht eine gewisse Struktur – Struktur braucht einen gewissen kreativen Freiraum.
Deswegen habe ich nicht nur To-do-Listen, sondern auch eine Not-to-do-Liste. Diese ist der Grund dafür, dass ich immer seltener in das Gefühl der Überforderung abrutsche. Dort stehen so Vereinbarungen mit mir drauf, wie
- Ich muss nicht alle Posts in der Kursgruppe lesen.
- Ich muss nicht bei jedem Meeting dabei sein.
- Ich mag nicht regelmäßig bloggen und gebe diese Aufgabe ab.
- Ich muss nicht alles im Haushalt selbst machen.
Stattdessen umgebe ich mich mit kompetenten Menschen, die auf ihrem Gebiet Experten sind – und habe dadurch viel mehr Zeit für die Dinge, in denen ich Expertin bin.
Überlege Dir im ersten Schritt, was auf Deine Not-to-do-Liste kommt. Mach Dir noch keine Gedanken darüber, wie Du es umsetzt. Alles beginnt mit einem Gedanken. In dem Moment, wo der Gedanke sein darf, kann er auch wahr werden.
Gemeinsam stark
Du musst es nicht allein schaffen. Für mich ist gemeinsam stark ein Lebensmotto von mir und meinem Mann, seit unser Sohn vor 20 Jahren mit Trisomie 21 (dem Down-Syndrom) geboren wurde. Es fing im Privaten an, mittlerweile leben wir dieses Motto in all unseren Unternehmen.
Wichtig: Wenn Du denkst, Du musst alles alleine schaffen, spüre in die Situation oder in die Aufgabe hinein und überprüfe, ob das, was Dich gerade überfordert, kann Dich jemand unterstützen oder kann Dir jemand diese Aufgabe sogar abnehmen. Die nicht zu unterschätzende dritte Frage an dieser Stelle lautet: Muss es überhaupt gemacht werden?
Schreibe ein Erfolgstagebuch
Dieser Punkt ist wichtig: Damit Du Dich an Deine Erfolge erinnerst, schreibe ein Erfolgstagebuch. Wir vergessen im Alltag so schnell, wie viel wir schon geschafft haben. Notiere Dir zwei oder drei Dinge, die an dem Tag gut gelaufen sind. Es reichen einige Minuten am Abend und es kann auch nur eine Sache sein, beispielsweise einen anderen Menschen zum Lächeln gebracht zu haben.
Meine Definition von Erfolg: Ich tue etwas und darauf folgt etwas mit dem ich glücklich und zufrieden bin. Möglicherweise erreiche ich nicht immer mit meinem Handeln das gewünschte Ergebnis. Ich habe aber immer eine neue Erfahrung gemacht, die wertvoll ist und aus der ich etwas gelernt habe. Deshalb schreibe ich meine Erfolge auf.
In Zeiten der Überforderung kannst Du in diesem Erfolgstagebuch nachlesen, was Du alles schon geschafft hast, was gut in Deinem Leben ist. Und ich verspreche Dir, für diesen Moment holt Dich das Gelesene aus der negativen Gedankenspirale heraus. Es lässt Dich wieder aufatmen. Es lässt Dich Hoffnung schöpfen.
Je öfter Du das tust, desto häufiger lenkst Du Deine Aufmerksamkeit auf das, was gut läuft.
Wenn Du Dich also hin und wieder überfordert fühlst oder jemanden kennst, dem es so geht, dann höre (gerne auch wieder) in diese Folge rein oder leite sie weiter.
Ich freue mich, wenn Du diese Tipps ausprobierst und mir im Kommentar erzählst, welche Erkenntnisse Du daraus gewonnen hast. Sei achtsam und geduldig mit Dir.
Mehr über mich
Noch mehr Informationen über meine Arbeit als Erfolgs- und Mindsetcoach findest Du auf www.wemheuer.de/du-ich und auf meine Seite bei Facebook unter https://www.facebook.com/wemheuercoaching/.
Ich freue mich auf Dein Feedback, Deine Bewertung bei iTunes. Und auch besonders über eine Rezension bei iTunes, um diesen Podcast zu optimieren und um viele Menschen zu unterstützen ihren Zielen näher zu kommen und erfolgreich zu erreichen. Danke!
Bis bald und herzliche Grüße
Deine Kerstin